Ex-Kauferinger Christian Göth im österreichischen Finale

Bei den Red Hocks debütierte Christian Göth früh per Zweitlizenz im Bundesliga-Team. (Foto: Finkenzeller)

Bei den Red Hocks debütierte Christian Göth früh per Zweitlizenz im Bundesliga-Team. (Foto: Finkenzeller)

Floorballer Christian Göth und sein Team kämpfen um die Meisterschaft

Wien/Ingolstadt/Kaufering – Ab jetzt ist jedes Spiel ein Endspiel: Während seine vorherigen bayerischen Clubs, Donau Floorball und die Red Hocks Kaufering, seit dem erneuten Saisonabbruch des deutschen Spielbetriebs in der Zwangspause verharren, hat Christian Göth am Samstag mit dem Wiener Floorball Verein in der Finalserie um die Österreichische Staatsmeisterschaft gegen Villach einen harten Schlag kassiert. Mit 4:9 ging Partie eins an die Kärntener, die den Hauptstädtern damit schon am kommenden Samstag, 17. April, den Titel wieder entreißen könnten.

Da saß er auf der Wiener Spielerbank, der 21-jährige Oberbayer, und wartete auf die Schlusssirene. Die Stirn in Falten, ein schneller Schluck aus der Flasche – und einen Abend in gedämpfter Laune vor sich. Doch verloren in der maximal dreiteiligen Serie ist noch nichts. Zwei Siege sind es, die es zum Titelgewinn braucht.

„Ich schätze ihre Comebackqualitäten“, hatte Göth dem Gegner vorab zugestanden. Und einem Comeback kam es tatsächlich gleich, was die Villacher am Samstag ablieferten: Viermal waren sich beide Teams schon in der Hauptrunde, dem Grunddurchgang, gegenübergestanden, dreimal hatten die Wiener das bessere Ende für sich. In die Finalserie waren sie damit favorisiert gestartet, doch diesmal kam ihre Heimstärke nicht zum Tragen. Nach gut fünf Minuten mit 0:2 hinten liegend, schmeckten sie im kompletten zweiten und dritten Drittel nie näher als bis auf vier Tore heran. „Wenn Villach einmal die Kontrolle erringt, ist es schwer, sie wieder zurückzubekommen“, hatte Göth schon am Freitag erklärt, tags darauf bewahrheitete sich das.

Verpasste Chancen auf der eigenen, „brutale Effizienz“ auf der gegnerischen Seite und ein verschlafener erster Durchgang. So fasste Wiens Trainer Klaus Gufler den Tag zusammen, der „leider einfach nicht unserer war“. „Die ersten 25 bis 30 Minuten hat nur ein Team Playoff-Floorball gespielt“, bekannte auch Göth. Dennoch: Auf die Leistung danach lasse sich aufbauen. Das sah auch Gufler so. Sein WFV habe den Charaktertest eines hohen Rückstands gemeistert und bis zum Schluss an seine Chance geglaubt. „Wir haben nächste Woche die Möglichkeit die Serie auszugleichen und dann in Wien den Titel zu holen.“

Dazu will auch Göth seinen Teil beitragen. „Defensiv kann ich den Unterschied machen“, erklärt der Verteidiger. Abwehrchef sei er noch nicht, „aber ich schaue, dass ich den Laden zusammenhalte“. Sein Coach bestätigt das: Der Ex-Ingolstädter und -Kauferinger stabilisiere die Defensive: „Seine Zweikampfwerte zählen zu den Besten in der Mannschaft und mit seiner Übersicht und seinem neu entdeckten Offensivdran bringt er sehr viel Dynamik in unser Spiel.“

Solch ein Lob tue ihm gut, erklärt Göth. „Als Verteidiger bekommst du seltener Wertschätzung; da freue ich mich umso mehr, wenn jemand anerkennt, wie es ist, hinten zu stehen und Schüsse zu blocken“.

Dass Österreichs Floorball-Bundesliga in Corona-Zeiten überhaupt antritt, verdankt sie der Politik, die sie und inzwischen auch den U16- und U19-Nachwuchsbereich als Spitzensport einstufte. „Im Herbst war zwischendurch die Befürchtung da, dass unsere Saison abgesagt wird“, schildert Göth, wie das Team die entscheidenden Pressekonferenzen verfolgte. „Dann hieß es auf einmal, es sehe gut aus.“ Die Duelle mit slowenischen und ungarischen Teams – die österreichische Staatsmeisterschaft und die sogenannte Internationale Floorballliga IFL sind in Nicht-Pandemiezeiten miteinander verzahnt – fielen flach, doch mit einem Hygienekonzept inklusive regelmäßiger Tests durfte der Bundesligaball rollen. Ein positives Testergebnis ereilte Göth und sein Team bisher nicht.

Floorball spiele in seinem Leben eine wichtige Rolle sagt Göth. „Wieder.“ Denn zwischenzeitlich war die Leidenschaft abgekühlt.

Rund fünf Autostunden donauaufwärts in Ingolstadt aufgewachsen, verliebte er sich früh über eine Schul-AG in die rasante Sportart, schloss sich 2007 dem TSV Unsernherrn an. Mit der U13 des ESV Ingolstadt folgte 2012 der erste deutsche Nachwuchstitel, 2014 wiederholten die Schanzer dieses Meisterstück mit der U15. Göth erhielt die Berufung zur süddeutschen Auswahl, kam per Zweitlizenz früh zu Einsätzen für die Red Hocks Kaufering in der 1. Bundesliga. „Ab diesem Zeitpunkt nahm auch meine Laufbahn in der Nationalmannschaft Fahrt auf“, erinnert er sich. Der volle Fokus lag auf der Kampagne zur U19-WM 2017. „Das Abi ist da fast ein bisschen in die Nebenrolle geraten.“

So heiß das Feuer in diesem Moment loderte, so sehr begann es nun allerdings zu flackern. Nach einer überraschenden Niederlage gegen Außenseiter Australien fegten die überlegenen Norweger schon im Halbfinale den deutschen Traum vom Aufstieg beiseite. „Im Nachhinein kann man es schon als Enttäuschung bezeichnen“, blickt Göth auf das Turnier im schwedischen Växjö zurück. Auch das Auslandsjahr in der Schweiz bei Chur Unihockey – der große Traum vieler ambitionierter Nachwuchsfloorballer – verlief nicht wie erhofft. „Ich war aus meinem Flow raus, in einer anderen Umgebung, auf einem anderen Niveau. Es hat nicht gepasst.“ Er wollte einfach mal schauen, ob er denn irgendwo mitspielen könne, schildert Göth heute seine verbliebenen floorballerischen Ambitionen, als er 2018 sein Studium der Mathematik in Wien antrat.

Doch dann trifft ihn eine Diagnose, die jeder Sportler fürchtet: Pfeiffersches Drüsenfieber. An Sport ist lange nicht zu denken. Spät, erst gegen Ende der Saison, kann er für den WFV auflaufen. Die ersten Wechsel, das erste Drittel. Göth ist geschlaucht, aber glücklich. Noch ohne größeres Zutun ihres deutschen Defensivspezialisten holen die Hauptstädter die österreichische Meisterschaft – in drei knallengen Spielen ringen sie den VSV nieder. Der Funke springt wieder über. „Das hat mich gepusht, das war schon geil“, erinnert sich Göth.

„Geil“ lautet auch sein Prädikat für die darauffolgende Saison mit spannenden Auswärtsfahrten und starker internationaler Konkurrenz. Göth hat sich eingelebt, spielt sein sportliches Potenzial wieder aus, erhält Anerkennung. Aus dem zwischenzeitlichen Abwärtssog hat er sich herausgekämpft. Dann beendete Corona auch in Österreich die Spielzeit 2019/20. Trotzdem sagt er heute: „Floorball hat bei mir wieder einen hohen Stellenwert. Die Spirale hat sich wieder ins Positive gedreht“.

Das Ziel jetzt, das sei ohne Wenn und Aber die Verteidigung des österreichischen Bundesligatitels. „In dieser komischen Saison ist es nur das, was zählt.“ In der Serie liegt sein WFV zwar mit 0:1 hinten, die Villacher mögen ihre Comebackqualitäten bewiesen haben. Doch die hat auch Christian Göth.

Auf dem Youtube-Channel „VSV-Unihockey“ wird die Partie am kommenden Samstag ab 18 Uhr live übertragen.

Text: Floorball Verband Bayern (FVB)