Ricardo Wipfler: „Das ist kein Abschied für immer!“

Ricardo Wipfler verlässt die Red Hocks vorerst nach sieben Jahren Bundesliga.   Foto: Finkenzeller

 

Ricardo Wipfler verlässt die Red Hocks in Richtung Münster – ein Traum bleibt

Kaufering – Obwohl Ricardo Wipfler erst 21 Jahre alt ist, zählte er in den letzten Jahren bereits zu den wichtigsten Stützen im Bundesligateam der Red Hocks Kaufering. Nach einem Auslandsaufenthalt und einem kurzen Comeback in den Playdowns müssen die Red Hocks den Weiler nun endgültig verabschieden. Im Interview blickt Wipfler, der in 97 Bundesligaspielen auf 128 Scorerpunkte kam, auf die letzten Floorball-Jahre zurück.

Servus Ricardo. Du hast nun sieben Jahre den Löwen auf der Brust getragen – eine Zeit mit vielen bewegenden Momenten. Welcher war für dich der größte?

Wipfler: „Ich will es eigentlich gar nicht auf ein einzelnes Erlebnis beschränken. Große Momente waren für mich vor allem immer die Spiele, die eng waren und die wir in der Overtime dann noch gewonnen haben – zum Beispiel das Playdownspiel gegen den DHfK Leipzig vor wenigen Wochen, als wir mit einer irren Teamleistung noch gewonnen haben. Solche spannenden Spiele haben mir immer gezeigt: Es zahlt sich aus, dass wir so viel in unseren Sport investieren und auf vieles verzichten.“

Gibt es ein Spiel, das du herausheben würdest?

Wipfler: „Wenn ich auf meine gesamte bisherige Floorball-Karriere schaue, war das sicherlich das WM-Finale der U19 in Kanada. Das war nicht nur eines meiner besten, sondern auch das wichtigste Spiel bisher.“

…mit einem genialen Happy End.

Wipfler: „Stimmt. Ich wurde Best Player und wir haben den B-WM-Titel geholt. Dieser Moment wird mir nie mehr aus dem Kopf gehen.“

Und dein größtes Red Hocks-Spiel?

Wipfler: „Das war gleich in meiner ersten Saison, als ich beim Final4 in Döbeln mit 14 Jahren in der ersten Reihe mit Maxi (Falkenberger, Anm. d. Red.) gespielt habe, das kam damals ziemlich unerwartet für mich. Wir haben das Finale gegen Weißenfels erreicht und dann zwar verloren, aber das wird mir auch immer in Erinnerung bleiben.“

Nach 114 Spielen für Kaufering ist nun vorerst Schluss. Wie geht´s für dich weiter?

Wipfler: „Momentan bin ich noch in Thailand. Mitte September geht´s nach Deutschland zurück und dann direkt zum Studium nach Münster. Das ist ein spezieller Management-Studiengang, der den Fokus auf Südamerika legt und aufgrund dieser Ausrichtung konnte in leider nicht in der Nähe von Kaufering studieren.“

Sehen wir dich trotzdem mal auf dem Floorball-Feld? Bleibst du der Sportart treu?

Wipfler: „Das ist noch nicht ganz klar. Ich bin mit mehreren Vereinen in Gesprächen, es gibt unterschiedliche Möglichkeiten. Das wird sich wohl in den nächsten Wochen klären, aber sofern es möglich ist, will ich weiterhin Floorball auf professionellem Niveau spielen.“

Ist auch die Nationalmannschaft weiterhin ein Thema für dich?

Wipfler: „Das kommt wohl auch darauf an, wie und bei welchem Verein es nun weitergeht. Sicher kann ich sagen: Seitdem ich Floorball spiele, war es auch immer meine Ambition, für die Nationalmannschaft berufen zu werden. In der U19 war ich vier Jahre dabei und auch für die A-Mannschaft wurde ich zu zwei Trainingslagern eingeladen. In den nächsten Jahren ist es auf jeden Fall ein Ziel, wieder mit dabei zu sein.“

Wir drücken dir die Daumen! Deine Abschiedsworte an die Red Hocks-Fans?

Wipfler: „Da gibt´s eigentlich so viel zu sagen. Zunächst aber ein riesiges Dankeschön! Wenn ich meine Zeit bis zu den Jugendzeiten Revue passieren lasse, waren die Fans immer ein großer Bestandteil der ganzen Red Hocks-Familie. Wir sind kein normaler Verein, sondern unsere Familie und der Zusammenhalt im ganzen Club unterscheiden sich meiner Meinung nach zu vielen anderen Vereinen und Sportarten – sei es bei den deutschen Meisterschaften, wo so viele Eltern und Kinder gemeinsam an einem Strang gezogen haben und öfters bis nach Norddeutschland gefahren sind. Oder die Heimspiele, die für uns Spieler fast schon Normalität sind - aber als ich zuletzt mehrere Monate in Südamerika war, habe ich erst gemerkt, wie sehr die Menschen und die Atmosphäre mir abgehen.

Die Unterstützung und das Gefühl, gemeinsam etwas zu erreichen, sind einfach das Schönste. Am Ende des Tages ist es genau das, was ein Leben lang bleibt. Auch meinen Jugendtrainern, Trainern, Mitspielern und allen Verantwortlichen in der Red Hocks-Gemeinschaft möchte ich von Herzen ‚Danke‘ sagen. Das ist kein Abschied für immer, denn einen großen Traum habe ich auf jeden Fall noch…“

Welchen denn?

Wipfler: „Mein Bruder Raphi spielt aktuell in der Jugend der Red Hocks und mein Traum wäre es, eines Tages mal mit meinen beiden Brüdern im selben Team zu spielen. Vielleicht laufen ja mal drei Wipflers in einem Kauferinger Bundesligaspiel auf!“

 

Mit 14 Jahren spielte Ricardo Wipfler (vorne links) bereits ein deutsches Pokalfinale - an der Seite von Maxi Falkenberger (rot, rechts) gegen Nationalmannschafts-Kapitän Tim Böttcher (weiß).   Foto: Schmidt