„Man sieht sich immer zweimal“

Augen auf und durch: Seine Athletik und Durchsetzungsstärke ließen Moritz Leonhardt schnell in der Bundesliga Fuß fassen. Nun sucht er sein sportliches Glück in der Schweiz, bei den Unihockey Rheintal Gators. (Foto: Finkenzeller)

Abgang in die Schweiz: Red Hocks verabschieden Angreifer Moritz Leonhardt

Kaufering – Die Red Hocks müssen fortan ohne Moritz Leonhardt auskommen. Nach zwei Jahren im Floorballbundesligateam zieht es den 20-jährigen Angreifer weiter: beruflich in Richtung Lindau, sportlich in die Schweiz.

Egal wer für die Red Hocks traf – da wo Leonhardt gerade war, da bebte das Epizentrum der Jubeltraube. Der Schrei aus voller Kehle, die Schlagader dick geschwollen. Ob er gerade selbst vollstreckt hatte oder das Geschehen von der Bank aus beobachtete spielte dabei ebenso wenig eine Rolle wie der Spielstand. Vor lauter Euphorie über einen wichtigen Auswärtssieg in Holzbüttgen ging kurz nach der Schlusssirene sogar die eigene Hand zu Bruch. „Er ist immer motiviert bis in die langen Haarspitzen“, schildert Kauferings Bundesligacoach Markus Heinzelmann.

15 Tore und zehn Vorlagen in 17 Bundesligaspielen steuerte der athletische Angreifer bei. Sein Durchsetzungsvermögen, sein Zug auf dem direkten Weg in Richtung Tor und sein Beitrag zum Team- Spirit, den er auch als Neuling sofort in das über Jahre gewachsene Team einbrachte, werden den Red Hocks fehlen.

Der Münchener, der sich auch als Nachwuchstrainer in Kaufering engagierte, baut gerade sein Abitur; im September tritt er dann die Ausbildung in Tettnang an, wohnen wird er in Lindau. Leonhardts neuer Verein sind die Unihockey Rheintal Gators. Die Mannschaft aus Widnau spielt in der sogenannten 1. Liga, nach der NLA und NLB der dritthöchste Wettbewerb der Schweiz.

Seine zwei Jahre im Trikot der Red Hocks fasst der Stürmer als „mega Zeit“ zusammen. Ein Comeback sei definitiv nicht ausgeschlossen.

Servus Moritz, schade, dass du uns verlässt. Wie sind deine Pläne?

Leonhardt: „Ich will eine Ausbildung zum Industriekaufmann mit Zusatzqualifikation internationales Management machen. Nach langer Zeit in München, wird es mal Zeit, neue eigene Erfahrungen in einer neuen Umgebung zu machen. Lindau ist dafür perfekt. Ich bin woanders und trotzdem in der Lage, mal am Wochenende schnell nach Hause zu fahren. Außerdem bekomme ich die Möglichkeit, in der Schweiz in der 1. Liga zu spielen. Das ist ein geiles Gesamtpaket, ein Abenteuer, auf das ich mich riesig freue.“

Was nimmst du dir sportlich vor?

Leonhardt: „Ich will mich fest in meinem neuem Team etablieren und einbringen. Dabei will ich eine feste Stütze werden und gemeinsam Erfolge feiern. Geil wäre natürlich der Aufstieg in die NLB. Da würde mein Herz schon sehr hoch schlagen. Aber allgemein denke ich, bekomme ich eine ideale Chance, mich als Spieler in verschiedenen Bereichen weiterzuentwickeln. Ich will dort in die Form meines Lebens kommen.“

Und was hast du abseits des Feldes im Sinn?

Leonhardt: „Auf kurze Sicht ist für mich persönlich wichtig, dass ich das beste aus den nächsten drei Jahren mache. Spanisch werde ich im Laufe der Ausbildung lernen. Darauf freue ich mich. Und mit neuen Freunden will ich Erfahrungen auch außerhalb von Ausbildung und Sport zu machen.“

Auch beim Torjubel machte Moritz Leonhardt keine halben Sachen. In ihm verlässt die Red Hocks nicht nur ein Goalgetter, sondern auch einer ihrer emotionalsten Antreiber. (Foto: Finkenzeller)

Blick mit uns doch mal auf das Kapitel Red Hocks zurück.

Leonhardt: „Es war eine mega Zeit, in der ich vieles erleben durfte. Ich will mich ausdrücklich beim ganzen Trainerteam und für das Vertrauen bedanken, das Ihr mir von Anfang an in meiner ersten Saison geschenkt habt. Das hat mir enorm geholfen. Ohne euch hätte ich mich nicht so gut entwickeln können. Danke auch an mein gesamtes Team. Ihr habt mir die besten Möglichkeiten gegeben, mich bei den Red Hocks zu integrieren. Ich durfte Teil eines Teams sein, das sich von Training zu Training verbessert hat und es verstanden hat, einen geilen Teamgeist aufzubauen. Liebe Red Hocks Fans, eure Unterstützung werde ich nicht vergessen. Die Stimmung bei den Spielen war mega. Das hat so viel Spaß gemacht für euch zu spielen. Das will ich irgendwann nochmal erleben! Ich hätte mir und uns einen schöneren Abschied gewünscht, als das jetzt, dank Corona, der Fall ist, aber jetzt ist es so. Wegen Corona hatte ich auch als Trainer ja leider nicht so wirklich die Chance, bei den Red Hocks durchzustarten. Das finde ich sehr schade, denn auch bei der U15 hatten wir ein echt starkes Miteinander. Sowohl im Trainerteam, als auch im Gesamten mit den Jungs. Da wäre richtig was drin gewesen. Die Gedanken daran, was wir hätten erreichen können, werden bleiben. Ich werde die Red Hocks Familie vermissen und die Zeit in meinem Herzen behalten. Man sieht sich immer zweimal im Leben...“

Da wären wir schon beim Thema Zukunft.

Leonhardt: „Auf lange Sicht wünsche ich mir, mal in Neuseeland zu wohnen und dort mit meinen Freunden wieder mehr Kontakt zu haben. Die neuseeländische Nationalmannschaft im Floorball ist ein großer Traum. Eine WM mit meinen neuseeländischen Freunden. Da würden mir die Tränen kommen. Wenn es die Zeit, Gesundheit und berufliche Zukunft zulassen, will ich auf jeden Fall nochmal für die Red Hocks spielen. Deutscher Meister wäre doch mal was.“

Mit seinem 1:0 im Pokal gegen Schenefeld gab Moritz Leonhardt den Startschuss zum unvergesslichen Teddy Bear Toss. Die Beziehung zu den Fans der Red Hocks war kurz, aber innig – und sie könnte noch eine Fortsetzung finden. (Foto: Finkenzeller)